Wieso Rassismus und die Klimakrise untrennbar sind

Der schreckliche Terroranschlag in Hanau hat es uns nochmal auf deutliche Weise vor Augen geführt: Rassismus und Faschismus sind akute Probleme unserer Gesellschaft. Was sagt es über unsere Mediengesellschaft aus, dass dieses Thema nach einigen Tagen wieder verflogen ist? Wie kann solch eine Tat im “allgemeinen Nachrichtenfluss” untergehen? Und das in einem Land mit solch einer Vergangenheit.
Deswegen möchten wir hier klar stellen, dass der Kampf gegen diesen Rassismus und Faschismus ganz klar mit unserem Kampf gegen die Klimakrise verbunden ist.
Denn betrachten wir das Thema Klimagerechtigkeit: Was bedeutet das? Es stellt sich gegen die Ungerechtigkeit, die die Klimakrise mit sich bringt. Nämlich, dass die Menschen am allerschlimmsten von ihr betroffen sind, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen. Menschen im globalen Süden verlieren jetzt schon Lebensräume und haben mit Ernteausfällen zu kämpfen, während in Mitteleuropa lediglich ein paar heißeste Sommer zu spüren sind. Dabei ist es der globale Norden, der diese Klimakrise hauptsächlich zu verantworten hat. Und diese globale Ungerechtigkeit liegt nunmal Rassismus in Form postkolonialer Strukturen zugrunde. Der globale Süden wurde und wird(!) vom globalen Norden extrem ausgebeutet. Es herrscht alles andere als Chancengleichheit und der Klimawandel und seine Folgen bringen das nochmal auf ganz anderer Weise zur Geltung. Deswegen nennen wir die Klimakrise “rassistisch” oder auch “sexistisch”, obwohl es streng genommen um das System geht, das ihr zugrunde liegt. Es geht um den Kampf auf vielen Ebenen. Die Klimakrise zu bekämpfen heißt somit, auch andere Ungerechtigkeiten zu überwinden. Es gibt keinen Klimaschutz, der nicht auch gegen Ausbeutung, Postkolonialismus, Sexismus oder Rassismus auf allen Ebenen kämpft!
(Postkolonialismus ist quasi das Fortbestehen gewisser Strukturen bezüglich Macht, Kultur, Ausbeutung und Wirtschaft, die im Zuge der Kolonialisierung entstanden sind. Der globale Norden mit seinen “Industrieländern” hat nicht nur hunderte Jahre vom Kolonialismus und der systematischen Ausbeutung der Länder im globalen Süden “Entwicklungsländer” profitiert, sondern tut es heute noch.)

FFF bietet online Webinare über Klimagerechtigkeit an: #WirBildenZukunft

Auch wenn sich die Nachrichten bezüglich Corona derzeit überschlagen, vergessen wir die Klimakrise nicht!
Um die Zeit zu Hause für euch und uns interessanter (und informativer) zu gestalten, geht es auch diese Woche weiter mit unserer Webinar-Serie #WirBildenZukunft! Dazu haben wir eine eigene Seite eingerichtet, die ihr hier findet. Aktuelle Informationen gibt es auch immer auf der Webseite von Fridays For Future Deutschland und auf YouTube auf unserem FfF Deutschland Channel: https://www.youtube.com/channel/UCZwF7J5rbyJXBZMJrE_8XCA

Solidarität in der Coronakrise

Hallo an alle Heidelberger*innen und Umliegende,
wir von FFF Heidelberg gehören zu einer sehr privilegierten Gesellschaftsgruppe: Die meisten von uns haben keinen Job zu riskieren, müssen nicht unter immenser Belastung zum Dienst der Gesellschaft in der Pflege oder anderen verantwortungsvollen Berufen arbeiten und keine Kinder zu Hause betreuen. Wir sind jung und gehören meist nicht zur Risikogruppe. Außerdem haben wir mehr Zeit, jetzt wo Schulen und Universitäten geschlossen werden.
Wir wollen der gesellschaftlichen Verantwortung, die diese Situation mit sich bringt, gerecht werden und möchten Menschen, die von der Coronakrise belastet sind, unterstützen. Aus diesem Grund bieten wir an, für alle die Unterstützung brauchen, Nahrungsmittel oder Medikamente einzukaufen und nach Hause zu liefern (möglichst mit dem Fahrrad). Das betrifft nicht nur alte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen oder schwachem Immunsystem, sondern auch Menschen, die ihre Kinder betreuen müssen sowie Menschen, die keine Zeit haben, weil sie mit ihrer Arbeit gerade Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen.
Wenn ihr die Hilfe wahrnehmen wollt, dann meldet euch bei uns auf Instagram, Facebook, per Mail (fridaysforfuture_heidelberg@riseup.net) oder persönlich bei Paula oder Sophie (wa.me/4915773761678) und nennt dabei den Stadtteil, in dem ihr wohnt. Wir werden euch dann sagen, ob wir den Einkauf leisten können und euch mit einer für euren Stadtteil verantwortlichen Person in Kontakt bringen, der ihr dann Details zum Einkauf und zum Wohnort sagen könnt. Wir liefern neben Heidelberg auch nach Eppelheim, Dossenheim, Schriesheim, Schwetzingen, Wiesloch, Edingen, Leimen und Walldorf.
Wenn ihr in unsere Rufbereitschaftsliste aufgenommen werden möchtet, dann meldet euch gerne bei uns und gebt uns eure Nummer und die Stadtteile, in die ihr liefern würdet. Wir freuen uns, wenn wir möglichst viele Menschen auf Abruf haben, um möglichst alle Anfragen wahrnehmen zu können.
Lasst uns alle Krisen wie Krisen behandeln und als Gesellschaft solidarisch zusammenstehen! Leitet diese Nachricht möglichst oft weiter und meldet euch gerne bei Rückfragen! Bleibt gesund!!💚

Antwort der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg auf den Forderungskatalog

Am 10.02.2020 hat das Rektorat Vertreter*innen von Fridays For Future zur Übergabe der Antworten auf unseren Forderungskatalog eingeladen. Dazu finden Sie hier unser vorläufiges Statement:

“Ende November haben wir die Universität Heidelberg dazu aufgefordert, Stellung zu ihrer Verantwortung in der Klimakrise zu beziehen. Um auf unseren Forderungskatalog zu antworten, den wir Anfang des Semesters innerhalb von vier Wochen in unserer Freizeit ausgearbeitet haben, hat die Universität fast drei Monate gebraucht. Es hat jahrelange Bemühungen verschiedener Hochschulgruppen und tausende Menschen auf dem Uniplatz gebraucht, damit sich nun endlich etwas bewegt. Wir, als Studierende und Aktivist*innen, fordern konkreten Klimaschutz auf allen Ebenen – allen voran auch von der Institution, von der wir Teil sind. Wir sind der Überzeugung, dass eine sog. Exzellenzuniversität auch für exzellenten Klimaschutz stehen muss.

Am Montag, 10.02.2020 hat uns die Universität medienwirksam Antworten auf unseren Forderungskatalog übergeben. Auch wenn sie damit unsere Frist um einen Monat verpasst hat, so heißt es auch, dass sich das Rektorat endlich mit dem Thema auseinandersetzt. Das ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. In den letzten Tagen haben wir die Antworten gesichtet und mit einigen Expert*innen gesprochen. Unser Fazit: Die Universität ist sich eher den Grenzen ihres Handlungsspielraums als ihren Möglichkeiten bewusst. Sie duckt sich vor ihrer eigenen Verantwortung weg und verweist vor allem auf die Zuständigkeit des Landes, die eigenen Forschungsinitiativen und auf den Bezug von Ökostrom. Aber Klimaschutz beginnt vor der eigenen Haustür und Ökostrom, der keine Arbeitsplätze in den erneuerbaren Energien schafft und keine Neuanlagen fördert, rettet bestimmt nicht das Klima.

Auf unsere Forderung, zeitnah einen Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen, schreibt sie:

“Der Aufbau eines eigenen Berichtswesens im Bereich Nachhaltigkeit erfordert einen Vorlauf von mehreren Jahren und ist auf dem Weg.”

In mehreren Jahren müssen wir aber schon klimaneutral sein! Erst dann den aktuellen Stand zusammenfassen zu wollen, ist völlig unzureichend und zeigt, dass sich das Rektorat der Dringlichkeit des Themas noch immer nicht bewusst ist. Zu glauben, in diesem Schneckentempo das Pariser 1,5 Grad Ziel einzuhalten, ist naiv. Wir fordern die Uni deshalb nochmals eindringlich dazu auf, bis Mitte 2020 einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen. Wenn dafür die personellen Ressourcen fehlen, müssen diese eben schnellstmöglich geschaffen werden. Und ja: Auch die Landesregierung ist angehalten, mehr finanzielle Mittel für diese Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Es kann aber nicht sein, dass sich die Uni hinter diesem Umstand versteckt – alle Ebenen sind gefragt, ihren Beitrag zu leisten! Solche Ausflüchte werden wir nicht akzeptieren.

Die Uni schreibt aber auch, dass sie schon eine Divestmentstrategie verfolge und nur noch 2,5% ihres Vermögens in fossile Energien steckt. Das ist ein guter Schritt, aber eine solche Strategie muss nachvollziehbar sein. In welche Unternehmen wird genau nicht mehr investiert? Welche Kriterien gibt es bei der Entscheidung für oder gegen Investitionen? Und investiert die Universität auch bewusst in sozial-ökologische Projekte, wie es die Stadt tut? Solche Fragen erfordern Transparenz.

Wir werden mit der Universität weiter im Dialog bleiben, weil es uns wichtig ist, dass sich endlich etwas bewegt. Wir geben uns nicht mit dem zufrieden, was wir bisher bekommen haben. Und wir werden keinen Versprechungen glauben, bis wir nicht Maßnahmen sehen.”

Hier finden Sie die offizielle Antwort der Universität.

Hier finden Sie einen Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 12.02.2020.